Spiritus salutaris • The Story / Die Geschichte zur Entstehung des Albums


Persönlicher Blog zum Album "Spiritus salutaris" von Robert Z. Milla

Sicher werden sich manche Leute, die mein bisheriges Schaffen als Komponist, Texter und Sänger verfolgt haben, fragen, was mich dazu bewogen hat, "Spiritus salutaris", dieses doch ziemlich ungewöhnliche Album zu produzieren und schließlich zu veröffentlichen, besonders, weil ich bis dato stets nur eigene Lieder auf Tonträger veröffentlicht habe. Nun, auf eben diese wie auch auf noch viele andere Fragen zum neuen Album möchte ich hier auf dieser Seite Antworten finden und geben. Wie also kam es, dass ich mich den geistlichen Liedern ausdem Bach-Schemelli-Gesangbuch zuwandte? Hierzu muss ich weit ausholen, denn die Anfänge zu dieser Geschichte liegen lange zurück.

Ich war gerade einmal 16 Jahre alt, als ich zum ersten Mal mit den Werken aus dem sakralenLiederbuch von J.S. Bach und G.C. Schemelli in Berührung kam. Schon damals schrieb ich eigene Songs und hatte außer meiner eigenen keine andere Musik im Kopf. Die Gitarre war zu dieser Zeit noch das Instrument, auf dem meine Kompositionen entstanden (heute ist es das Klavier). Allerdings war ich mit meiner Singstimme so ganz und gar nicht zufrieden. Ich kam folglich auf die Idee, mir Hilfe zu holen. Hierzu suchte ich die Kantorin meines Heimatortes auf und begann, bei ihr Musikstunden zu nehmen. Es war fürwahr kein leichtes Unterfangen, da ich vom klassischen Gesang bislang noch überhaupt keine Ahnung hatte. So aber fügte es sich, dass mir schon bald das Bach-Schemelli-Gesangbuch vorgesetzt wurde und ich zwei Lieder daraus lernen und singen sollte. Herrlich, wenn ich an diese ersten Gehversuche zurückdenke! Es hat sich bestimmt schauerlich angehört! Doch jeder fängt ja mal klein an...

Die beiden Lieder, durch die ich mich da quälen musste, hießen übrigens "Was bist du doch, o Seele, so betrübet?" und "Jesu, deine Liebeswunden". Beide habe ich deshalb selbstverständlich schon aus alter Verbundenheit in die Titelliste von meinem Album "Spiritus salutaris" aufgenommen. Was beide Kompositionen meiner Meinung nach auszeichnet, ist eine geradezu unglaubliche strukturelle Reinheit, Einfachheit und Naivität. Besonders "Jesu, deine Liebeswunden" strahlt in seiner Tonfolge eine tönende Wahrheit aus, die für mich in sich schon eine Art spirituelles Erlebnis darstellt. Ich muss allerdings gestehen, dass ich das zu jener Zeit als junger Mensch noch nicht so empfinden konnte. Damals war das alles noch neu und fremd für mich.

Dennoch verfolgte mich das Bach-Schemelli-Liederbuch weiter. Auch mein erster "richtiger" Gesangslehrer in München ließ mich daraus singen. So wurden die zwei Lieder "Ich bin ja, Herr, in deiner Macht" und "Die güld'ne Sonne, voll Freud' und Wonne" die ersten beiden klassischen Lieder, die ich mit meiner frisch entdeckten Tenorstimme öffentlich während eines Konzertes darbieten durfte (mit 18 Jahren). Auch während meines weiteren Musik- und Gesangstudiums sang ich immer wieder einzelne Stücke aus dieser speziellen Bach'schen Liedersammlung, welche ja bekanntermaßen (zumindest in der von mir stets verwendeten "Breitkopf-Ausgabe") zusammen mit dem Anhang 83 Lieder umfasst.

Wenn ich so zurückdenke, erscheint es mir fast, als ob mich mein Schicksal immer wieder zu diesen Liedern geführt oder auch sogar auf sie gestoßen hat. Ein besonderes Ereignis bezeugt dies: Während meines Gesangstudiums (damals kurzzeitig an der Musikhochschule in Hamburg) wurde ich im Rahmen einer Austausch-Konzertreihe für eine einmonatige Tournee durch die USA verpflichtet, eine Konzertreihe, welche knapp 30 Liederabende in amerikanischen Universitäten, Kirchen und anderen Lokalitäten umfassen sollte. Das Programm: Neben nur noch wenigen anderen deutschen Kunstliedern von Schubert und Schumann waren es ca. 20 Lieder aus eben jenem Bach-Schemelli-Liederbuch. Eine heftige, langwierige Kehlkopfentzündung verhinderte jedoch schlussendlich diese Konzertreise. Meine noch junge Stimme war damals derart angegriffen, dass ich am Ende schweren Herzens absagen musste. Es mag verrückt klingen, als eine Phantasterei erscheinen, doch innerlich bin ich bis heute davon überzeugt, dass dadurch in meinem Leben eine gewisse "Rechnung offen blieb" und ich fast 30 Jahre später vom Schicksal förmlich dazu gedrängt wurde, just dieses Programm mit all den seinerzeit vorbereiteten sakralen Liedern von J.S. Bach aus dem Schemelli-Liederbuch doch noch in der Öffentlichkeit aufzuführen (ob live oder auch als Tonträger) und somit sängerisch gesehen für mich in die Realität umzusetzen.

Und das kam so: Mitte Dezember 2014 erkrankte ich völlig unerwartet. Es war sehr heftig. Mit unvorstellbaren Schmerzen im gesamten linken Schulter- und Armbereich wurde ich wegen des Verdachts auf Herzinfarkt im Krankenhaus notuntersucht. Glücklicherweise wurde dabei ein Herzinfarkt rasch ausgeschlossen. Die Ursache für die gewaltigen Schmerzen, die schier nicht mehr auszuhalten waren, wurde jedoch zunächst nicht gefunden. Erst zwei Tage später zeigte sich dann umso deutlicher der Grund für die weiter anhaltenden Krämpfe. Die Diagnose lautete Gürtelrose. Und zwar eine der schlimmsten Sorte. Damals ahnte ich noch nicht, dass eine schwere Nervenentzündung folgen würde, welche wiederum über Monate hinweg starke Schmerzen, den damit verbundenen Einsatz von Opioiden sowie danach schließlich wochenlange Entzugsprobleme aufgrund desselbigen nach sich ziehen würde. Es war eine wirklich harte Zeit, der absolute Tiefpunkt meines bisherigen Lebens. Genau dies aber brachte mich einmal mehr zurück zu den Liedern des Bach-Schemelli-Gesangbuches. Ich muss dazu erklären, dass mein Zustand in den ersten Wochen der Nervenerkrankung so schlimm war, dass ich keine Musik, kein Fernsehen, einfach nichts ertragen konnte. Es war, als ob mich alles Weltliche anekeln würde. Eine innere Eingebung ließ mich hingegen irgendwann unvermittelt mein altes, inzwischen längst zerfleddertes Notenheft der Bach-Schemelli-Lieder aus dem Schrank holen. Es war ein tiefes inneres Bedürfnis, welches mich dazu brachte, in eben dieser schweren Zeit jene Lieder für mich zu singen. Ich sang sie in den darauf folgenden Wochen täglich, nur für mich ganz alleine, denn sie taten mir irgendwie einfach gut. Sie wirkten auf mich wie Medizin, beruhigten meine Nerven und meine Seele. So wurde schließlich aus dem Nichts heraus, ganz ohne Absicht und Hintergedanken die Idee geboren, diese Lieder aufzunehmen, sobald ich wieder gesund sein würde. Ja, ich verspürte plötzlich den starken Wunsch in mir, diese Lieder, die ich vor fast 30 Jahren schon für jene abgesagte Konzerttournee durch Amerika einstudiert hatte, nunmehr baldmöglichst auf CD einzusingen. Wie man nun aber weiß, gebiert ein Wunsch in der Regel auch schon einen weiteren. Und so meldete sich denn auch sogleich der Komponist in mir, der - wen mag es verwundern - eine ganz besondere Idee für dieses Projekt anzumelden hatte.

Ich muss an dieser Stelle kurz meine Geschichte unterbrechen, um etwas über die musikalische Beschaffenheit der Bach-Schemelli-Lieder zu sagen: Bekanntermaßen bestehen die Bach-Schemelli-Lieder im Original ja nur jeweils aus einer Melodie und einer Bass-Stimme (dem  sogenannten bezifferten Bass). In einigen Notenausgaben, wie der von mir bevorzugten Edition Breitkopf, wurden für die Klavierbegleitung nur noch von einem Bearbeiter eine Alt- und eine Sopranstimme hinzugefügt. Sämtliche J.S. Bach zugeordneten Lieder aus dem Schemelli-Liederbuch sind somit vom Hörempfinden her also eigentlich eher als Choräle zu bezeichnen. Interessant ist auch, was man hierzu in Wikipedia über Schemelli und sein Gesangbuch findet. Ich zitiere wörtlich daraus:

Georg Christian Schemelli (* 1676/1678/1680 in Herzberg; † 5. März 1762 in Zeitz) war ein deutscher Kantor und Verfasser eines Gesangbuches, an dem auch Johann Sebastian Bach mitarbeitete. Schemelli war von 1695 bis 1700 Schüler der Thomasschule in Leipzig. 1707 trat er die Kantorenstelle in Treuenbrietzen an. 1727 wurde er Hofkantor in Zeitz, eine Position, die er bis zu seinem Ruhestand im Jahre 1758 innehatte. Schemellis "Musicalisches Gesang-Buch" ist seine einzige bekannte Veröffentlichung und erschien 1736 in Leipzig. Es enthält 954 geistliche Lieder, von denen jedoch nur 69 mit Noten versehen sind. Dabei wurde durchweg lediglich die Melodie und eine Bassstimme notiert. Die Texte stehen in der Tradition des Pietismus und waren wahrscheinlich für die musikalische Begleitung von Hausandachten bestimmt. Vielfach haben die Lieder eher den Charakter von einfachen Arien als von Chorälen. Der Kontakt von Schemelli zu Bach kam möglicherweise über seinen Sohn Christian Friedrich zustande, der von 1733 bis 1735 ebenfalls Thomasschüler war und anschließend an der Leipziger Universität studierte. Unklar ist jedoch, in welchem Umfang Bach tatsächlich an der Komposition der 69 Lieder beteiligt war. Zwar werden diese im Bach-Werke-Verzeichnis unter den Nummern 439 bis 507 geführt, jedoch gilt Bachs Urheberschaft in der neueren Bach-Forschung nur für BWV 452, 478 und 505 als wirklich gesichert. Bei den anderen dürften der bezifferte Bass, vielfach auch Eingriffe in die Melodie von seiner Hand stammen.

Soweit der Eintrag in Wikipedia über Herrn Schemelli. Nun zurück zu meiner Geschichte und meinem Plan, eine Reihe ausgewählter Lieder aus dem famosen Bach-Schemelli-Gesangbuch als CD aufzunehmen. Natürlich war mir klar, dass dieses Unterfangen ein sehr ehrgeiziges, finanziell nicht gerade lukratives Projekt würde, dem wohl keine breite Zustimmung zuteil werden könnte, da die geistlichen Lieder jenes Notenbuchs in der breiten Öffentlichkeit entweder überhaupt nicht bekannt oder aber komplett vergessen sind. Es war mir sehr wohl klar, dass es sich hierbei um Lieder handelt, die so sehr aus unserer Zeit fallen, so sehr keinen Platz mehr in unserer heutigen schnelllebigen Gesellschaft haben, dass sie gewiss nur einen sehr spärlichen Anklang finden würden. Dies noch vielmehr deshalb, weil eben nur ein vierstimmiger Klaviersatz zu all diesen Liedern existiert und sie somit stets entweder NUR mit Klavier oder NUR mit Orgel oder NUR mit Cembalo aufgeführt werden. In einer Zeit jedoch, in welcher die Ohren der Menschen derart betäubt sind von wummernden Bässen, den immer gleichen Drums der Hip-Hop-Musik, dem monotonen aggressiven Sprechgesang der Rap-Musik, den immer sich wiederholenden Ufftata-Schemen der Schlager- und Partymusik etc., - wie schwer, wenn nicht gar gänzlich unmöglich würde es sein, die Menschen mit der spärlichen Klavier-, Orgel- oder Cembalo-Begleitung dieser sakralen, so durch und durch introvertierten Lieder zu entflammen? Genau hier meldete sich - wie oben bereits erwähnt - der Komponist und Arrangeur in mir zu Wort. Dieser Teil meiner Künstlerpersönlichkeit hörte die schlichten, klerikalen Lieder von Bach/Schemelli nämlich bereits in ganz eigenen schimmernden Farben. Mein Geist malte bereits zu jedem einzelnen der ausgewählten Songs ein ganz eigenes stimmiges akustisches Gemälde aus Tönen und Klägen. Eine wichtige initiierende Eingebung gab dabei den entscheidenden Anstoß: Nachdem ich die Lieder aus dem Bach-Schemelli-Gesangbuch über drei Jahrzehnte hinweg immer wieder gesungen und so Schritt für Schritt verinnerlicht hatte, war es meiner Analyse nach vor allen Dingen der auskomponierte bezifferte Bass, welcher das Besondere an diesen Songs ausmachte. Überliefert sind, wie bereits dargestellt, ja ohnehin nur Melodie und Generalbass bei all diesen Stücken.

Wenn wir nun auf der einen Seite die Melodien dieser Lieder betrachten, so denke ich kann man sagen, dass jede auf ihre Weise zunächst erst mal in sich als schön und wohlklingend bezeichnet werden kann, ja, keine Frage, all diese Melodien sind durchweg innig, eingängig, berührend und genial komponiert. Man muss aber auch eingestehen, dass sich die Melodien bisweilen doch schon mal in ihren Tonfolgen wiederholen, sie ähneln sich oftmals sehr. Genau deshalb ist der sogenannte Generalbass unendlich wichtig. Es ist der Bass, der die treibende Kraft in diesen Lieder übernimmt. Er ist das Element, das diese Lieder meiner Meinung nach so einzigartig macht, ihnen auf neudeutsch gesagt den durchschlagenden Kick gibt. Genau dies ist allerdings auch das Problem, wenn man die Lieder nur mit Orgel oder Cembalo aufführt. Denn beides sind Instrumente, die Bassläufe ganz sicher nicht allzu deutlich hervorheben können. Das brachte mich auf die Idee, für mein Album einen E-Bass bzw. an einzelnen Stellen eine Akustikgitarre für die Bassstimme zu benutzen. Kein Instrument - so meinte ich - konnte die Basslinien dieser Lieder so gut charakterisieren wie ein E-Bass oder eben auch die tiefen Töne einer Akustikgitarre. Schnell kristallisierte sich in meinem Kopf daraufhin heraus, wie ich mir das weitere Instrumentario vorstellte. Alles baute darauf auf. Natürlich durfte eine große Kirchenorgel mit all ihren Registermöglichkeiten ebenso wenig fehlen wie ein Cembalo, ein Klavier und auch eine Celesta. Und ohne Harfe geht bei mir sowieso gar nichts. Alles weitere ergab sich flugs darauf: eine Oboe hörte ich ebenso in einzelnen Liedern wie ein Streicherensemble mit Violinen, Bratschen und Celli, unterstützende Chorstimmen und sogar auch eine Gitarre mit Stahlsaiten sowie eine Hammond-Orgel.

Etwas fehlte aber immer noch in Bezug auf die Vision, wie ich mir diese Lieder vorstellte, wie ich die Arrangements innerlich hörte - zumindest fehlte noch etwas an verschiedenen Stellen bei ganz gewissen Stücken: Es war mir ein echtes Anliegen, all diese ausgewählten Songs mit meiner persönlichen Instrumentierung in unsere heutige moderne Zeit zu transportieren, und genau dafür wollte ich neben den Orchesterinstrumenten auch verschiedene Synthesizer-Klänge zum Einsatz bringen. Es sollten nur wenige sein, sie sollten nur sehr sparsam benutzt werden, doch ich wollte auf jeden Fall einige besondere Synthesizer-Effekte in den Arrangements einbauen. Allerdings musste ich feststellen, dass die Suche nach den geeigneten Klängen letztendlich ungewöhnlich viel Zeit in Anspruch nahm. Mehr als mir lieb war... Doch wer mich kennt, weiß ja, wie ich bin, dass ich nicht eher Ruhe gebe, bevor alles genau meinen inneren Vorstellungen entspricht. Und so gab ich denn auch nicht eher Ruhe, bis ich das gesamte Instrumentario nach meiner inneren Klangvorstellung zusammengestellt hatte. Dann ging es los.

Ich war ab diesem Punkt nicht mehr zu halten. Ich fühlte eine starke Inspiration in mir, die mich vorantrieb. Ich wusste, auch wenn ich dieses Album nur für mich selbst erschaffen würde, wenn vermutlich kein einziges Lied daraus jemals im Radio gespielt würde, so würde ich dennoch diese Reise antreten und mein Werk vollenden. Ich konnte nicht anders, ich fühlte mich wie ein Getriebener oder - wenn man es von einer wohlmeinenderen Seite aus betrachtet - wie ein Beauftragter. Ich begann mit dem Arrangieren der Lieder, der Titel "Ich bin ja, Herr, in deiner Macht" machte den Anfang, ich wählte ihn ganz unbewusst, vielleicht auch deswegen, weil er ja (wie oben bereits erzählt) zu den ersten beiden klassischen Liedern gehörte, die ich in meinem Leben öffentlich gesungen hatte, und - was soll ich sagen: Innerhalb eines halben Jahres hatte ich die Arrangements von all jenen 24 von mir zuvor ausgewählten und bearbeiteten Songs aus dem Bach-Schemelli-Gesangbuch geschrieben und fertig produziert. Alles lief ab wie in einem Rausch. Die gesamte Musik des Albums, alle "Playbacks"  habe ich in meinem Studio innerhalb von ca. 6 Monaten aufgenommen.

Noch immer aber war damit kein einziger Ton eingesungen. Ein weiteres Abenteuer stand mir also noch bevor, denn Bach zu singen ist wahrlich nicht einfach. Jeder klassisch ausgebildete Sänger weiß das und wird es sofort bestätigen. Die Reise war also noch lange nicht zu Ende...

Blicken wir aber zuvor einmal auf die Texte und deren Bearbeitungen. Denn mit der Sichtung der Texte begannen für mich noch lange vor dem Arrangieren die eigentlichen Vorbereitungsarbeiten für das Album. Durch Recherchen im Internet musste ich nämlich sehr schnell erkennen, dass die Liedtexte in meiner Notenausgabe "Edition Breitkopf" an vielen Stellen von anderen Notenausgaben abwichen. Also fragte ich mich, ob es zu den Liedern wohl keine offiziell gültigen Liedtexte gibt. Und tatsächlich stellte ich fest: Nein, die gibt es nicht. Egal welche Quellen man heranzieht, man findet immer irgendwo kleine Textabweichungen, was sicher unter anderem darin begründet liegt, dass die Textdichtungen mehrere hundert Jahre alt sind und bei einigen Liedern die Urheber noch nicht einmal bekannt sind. Hinzu kommt, dass zu manchen der Lieder bis zu 15 Strophen (!!!) existieren. Die Textdichter waren zu jener Zeit wohl sehr verschwenderisch und geizten nicht mit Versen. Während heute ein Lied möglichst nicht länger als "die berühmten" 3 Minuten sein soll - sonst sehen viele Radio-Redakteure bereits rot - galt damals ohne Zweifel: Je länger desto besser. Wenn man viele dieser zusätzlichen Verse, die man in den üblichen Notenausgaben meist nicht findet, jedoch liest, verwundert es einen nicht allzu sehr, warum zu jedem dieser Lieder heute nur 2 oder höchstens 3 Textstrophen bekannt sind bzw. aufgeführt werden.

Ich habe auf diese Weise schließlich das gesamte Textmaterial, das man zu den 24 von mir ausgewählten Bach-Schemelli-Liedern findet, gesichtet und mich - meinem persönlichen Geschmack und künstlerischen Ermessen folgend - für gewisse Strophen und auch sprachliche Wendungen innerhalb der Verse entschieden. Dieses Sichten, Sammeln und Editieren der Texte nahm somit bereits zu Beginn des Projektes einige Zeit in Anspruch, es handelte sich hierbei aber um einen Prozess, der auf keinen Fall übergangen werden konnte. Denn der Text bildet in einem Song schließlich die Grundlage, auf welcher die Musik aufbaut.
  
Dieser Blog wird zu einem späteren Zeitpunkt fortgeführt...